Die Regionalanästhesie


Die Regionalanästhesie ermöglicht die Anästhesie einzelner Körperregionen. Je nach Operationsort kommen verschiedene
Verfahren zur Anwendung. Im Gegensatz zur Lokalanästhesie, bei welcher kleinere Gebiete im Verlauf einzelner oder mehrerer Nerven betäubt werden, wird bei der Regionalanästhesie ein größerer Bereich, wie zum Beispiel ein ganzer Arm anästhesiert. Bekannt ist derUnterschied auch aus der Zahnmedizin. Hier können einzelne Zähne, wie auch eine ganze Kierferhälfte anästhesiert werden.

Die wichtigsten Nervenblockaden sind:
  1. Die Plexusanästhesie an Arm und Schulter
  2. Die intravenöse Regionalanästhesie
  3. Rückenmarksnahe Regionalanästhesie

Diese Regionalanästhesien können bei Bedarf durch eine Lokalanästhesie einzelner Nerven ergänzt oder vervollständigt werden.
Zudem kann eine Regionalanästhesie zusätzlich zur Allgemeinanästhesie durchgeführt werden, um so zum Beispiel eine besonders wirksame Schmerztherapie nach der Operation zu ermöglichen.





Die Plexusanästhesie von Arm und Schulter


Dieses regionale Anästhesieverfahren kann bei Eingriffen an Hand, Arm oder Schulter durchgeführt werden. Es wird durch die Injektion eines Lokalanästhetikums das Nervengeflecht, das Arm bzw. Schulter versorgt, vorübergehend betäubt. Somit ist die Schmerzempfindung im Bereich des Armes und/oder der Schulter ausgeschaltet.
Zusätzlich kann bei Bedarf ein Schlafmittel gegeben werden, falls der Patient die Operationsaalatmosphäre als unangenehm empfindet.
Für Eingriffe an Hand und Unterarm eigenen sich Injektionsorte in der Achselhöhle und unterhalb des Schlüsselbeins, für Eingriffe am Oberarm und an der Schulter wird oberhalb des Schlüsselbeins injiziert.
Meistens wird mit Hilfe eines Nervenstimulators der genaue Injetionsort gefunden.
Nach ungefähr 15 Minuten wirkt das Lokalanästhetikum. Sehr oft ist nicht nur das Schmerzgefühl ausgeschaltet, sondern auch die Motorik beeinträchtigt. Daher ist die Armbewegung nicht oder nur eingeschränkt möglich.
Wird eine längere Schmerzausschaltung gewünscht, kann auch ein dünner Katheter gelegt werden, worüber jederzeit Lokalanästhetikum nachgegeben weden kann. Dies kann besonders zur Schmerztherapie nach der Operation sinnvoll sein.




Rückenmarksnahe Regionalanästhesien


Periduralanästhesie (PDA)


Mit Hilfe eines Lokalanästhetikums, das an einer bestimmten Stelle im Bereich des Rückens injiziert wird, kann ein Operationsgebiet unterhalb der Schlüsselbeine
(Oberkörper, Bauch, Becken und Beine) betäubt werden. Dabei werden die Nervenfasern, welche vom Operationsgebiet zum Rückenmark führen, in Ihrer Reizweiterleitung gehemmt. WICHTIG: Es wird NICHT ins Rückenmark gestochen!!!!!
Zunächst wird die Einstichsstelle betäubt. Dies geschieht mit einer sehr dünnen Nadel. Dies ist weniger schmerzhaft, als eine Blutentnahme. Danach wird mit einer
Hohlnadel der Periduralraum (schmaler Raum vor der harten Rückenmarkshaut) aufgesucht. Wurde dieser Raum identifiziert, wird ein dünner flexiebler Kunststoffschlauch (Periduralkatheter) über die Hohlnadel in den Periduralraum eingeführt und die Nadel wieder entfernt.
Nach Fixierung des Katheters kann darüber das Lokalanästhetikum gegeben werden. Nach ungefähr 15 Minuten beginnt die Wirkung. Sie bemerken ein Kribbeln und Zunehmende Gefühllosigkeit im Bereich des Operationsgebietes. Meistens ist die Motorik (Bewegungsfähigkeite) stark eingeschränkt.
Über den Katheter kann wiederholt von Hand oder mittels Pumpe fortlaufend weiteres Lokalanästhetikum gegeben und so die Betäubung aufrecht erhalten werden.
Neben Lokalanästhetika können auch Opioide angewendet werden.

Mögliche Risiken:

Kreislaufreaktionen wie z.B. Blutdruckabfall und Verlangsamung des Herzschlages: Diese können meist sehr schnell durch geeignete Medikamente beherscht werden.
Kopfschmerzen (~0,5%) welche eine Behandlung mit Medikamenten, Flachlagerung oder Injektion von Eigenblut an der Einstichstelle behandelt werden können.
Juckreiz und Übelkeit bei der Verwendung von Opioiden
Blasenentleerungsstörungen sind vorübergehend, können aber in Einzelfällen das Einlegen eines Blasenkatheters erfordern.

EXTREM SELTEN sind schwere Nebenwirkungen aufgrund von Unverträglichkeitsreaktionen oder versehentlicher Injektion in ein Blutgefäß.
EXTREM SELTEN sind Nervenschäden bis zur Querschnittslähmung aufgrund von direkten Schäden oder als Folge von Hämatomen (Blutergüssen) oder
                                Entzündungen.
EXTREM SELTEN sind Verschlechterungen des Seh- oder Hörverögens und eine Hirnhautentündung.

Die Gefahren ernsthafter Verletzungen oder Erkrankungen im täglichen Leben sind wesentlich größer als die beschriebenen EXTREM SELTENEN Risiken der Periduralanästhesie.








Spinalanästhesie


Eingriffe unterhalb des Bauchnabels können schmerzfrei in Spinalanästhesie durchgeführt werden. Wie die Periduralanästhesie kann sie im Sitzen oder Liegen durchgeführt werden. Im Gegensatz zur PDA wird das Lokalanästhetikum in den Liquorraum (mit Nervenflüssigkeit gefüllter Raum) im Bereich der Lendenwirbelsäule injiziert. Auch hier wird zunächst die Haut betäubt und danach mit einer speziellen dünnen Nadel der Liquorraum aufgesucht. Hier wird eine geringe Menge des Lokalanästhetikums verabreicht und Sie merken oft schon während der Injektion ein Wärmegefühl und zunehmende Gefühllosigkeit im Bereich des Operationsgebietes. Es besteht auch die Möglichkeit, durch Seitenlage nur ein Bein zu betäuben. Auch kann mittles bestimmter Technik und Auswahl des geeigeneten Lokalanästhetikums fast ausschließlich das Gesäß betäubt werden.

Die Risiken entsprechen weitgehend denen der Periduralanästhesie.


Regionalanästhesie zur Geburt/ zum Kaiserschnitt

Viele werdende Mütter möchten die Geburt bewusst, aber möglichst schmerzarm erleben. Dabei ist das Schmerzempfinden der Frauen durchaus unterschiedlich. Während einige Frauen den Geburtsschmerz ohne größere Probleme aushalten und in Kauf nehmen, ist dieser für andere Frauen kaum auszuhalten und sehr belastend. Hierbei spielen neben dem individuellen Schmerzempfinden auch die Anatomie der Frau und die Größe und Lage des Kindes eine Rolle. Somit sind "Tipps und Ratschläge der Freundinnen" nicht einfach auf die eigene Situation übertragbar.

Auch ein Kaiserschnitt (Sectio) kann meistens in Regionalanästhesie erfolgen. Das bewusste erleben der Geburt sowie die mögliche Anwesenheit des Vaters sind für viele Mütter Gründe für eine Regional- und gegen eine Allgemeinanästhesie.
Welche Anästhesiemethode im Einzelfall die bessere Wahl darstellt, hängt von mehreren Faktoren ab und wird mit dem Anästhesisten besprochen.

Wie oben beschrieben, werden die schmerzleitenden Nervenfasern betäubt, was zu einer völligen Entspannung der Mutter führt. Dies wiederum kann den Geburtsablauf günstig beeinflussen, was dem Kind nützt.

Wird die PDA bei einer vaginalen Geburt als Schmerzlinderung eingesetzt, kann sich allerdings auch die Wehentätigkeit vermindern. In diesem Fall wird eine Infusion von Wehenmittel erforderlich.

Schauen Sie auch hier unter der Rubrik "Fragen" nach um weitere Informationen zum Thema zu erhalten.